Dr. med. Jürgen Fehr
Hausarzt, Internist, Notfallmedizin, Akupunktur

Liebe Patientinnen und Patienten,


nun ist es also soweit, der letzte Tag in meiner Praxis in der Großgasse 1 in Okarben ist vorbei.
Nach einundzwanzigeinhalb Jahren Tätigkeit als Hausarzt in Okarben habe ich heute die letzten Patienten dort behandelt und damit abgeschlossen, was ich im Januar 2004 dort begonnen habe.
Ich habe damals die Hausarztpraxis von meinem Vorgänger Ingo Heiskel übernommen, bei dem ich mich in diesen Zusammenhang auch noch einmal bedanken möchte, für die vielen Jahre guter Arbeit. Ich habe die Praxis gerne geführt und ich habe sie gerne behandelt. Es war nicht immer einfach, manchmal, zuletzt viel zu oft, ist mir die Arbeit aber auch über den Kopf gewachsen. Trotzdem habe ich jeden Tag Freude und Befriedigung daran gefunden, mich zusammen mit Ihnen um Ihre Gesundheit kümmern zu dürfen.
Wenn ich jetzt aufhöre, endet eine Arztgeschichte im Stadtteil Okarben, die vor etwa 50 Jahren begonnen hat.
Und ich sage definitiv nicht zu viel, wenn ich jetzt schon weiß, dass ich das Dorf, denn Okarben ist ein Dorf und auch vor allem dieses wunderschöne Haus vermissen werde. Ich werde natürlich weiterhin dem Haus verbunden sein, denn, wie  die meisten von Ihnen  wissen, haben wir es vor einigen Jahren gekauft und sind gerade auch dabei nach dem Tod von Frau Kreibisch, die dort 50 Jahre lang gewohnt hat, zu renovieren und auch in den Räumen der Praxis wird weiterhin Leben sein. Ich werde diese an eine Freundin, Julia Rosenschon, weitergeben, die dort voraussichtlich im Spätsommer eine Beratungspraxis (Coaching) zusammen mit einer Freundin, Heilpraktikerin für Psychotherapie öffnen wird. Auch wenn die Leistungen der beiden nicht von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt werden, möchte ich sie Ihnen trotzdem bereits jetzt wärmstens empfehlen.  Eventuell wird dort auch noch Osteopathie angeboten werden.
Es wird also nicht ganz ruhig in der Großgasse, aber doch deutlich ruhiger und das Haus wird weiterhin noch eine berufliche Nutzung haben, die es ja seit der Erbauung in den 1870er Jahren hatte (Land und Kolonialwarenhandel bis zur  Shoah ).

Das Ganze fühlt sich nach Abschied an, nach Aufhören.
Aber in diesem Abschied beginnt auch noch einmal ein Neuanfang. Ich habe noch einige Jahre Lebensarbeitszeit vor mir und ich möchte diese jetzt zusammen mit anderen Kolleginnen und Kollegen nutzen, um meine Arbeit als Hausarzt fortzusetzen und damit die Versorgung der Karbener Bevölkerung zu sichern, soweit dies möglich sein wird.
Natürlich können wir nicht in die Zukunft gucken. In 10 Jahren kann alles ganz anders kommen, als wir uns das jetzt denken, aber wir können bereits jetzt sicher feststellen, dass ein "weiter so wie bisher" nicht funktionieren würde.
Die Wahrscheinlichkei,t meine jetzige Arztpraxis trotz guter wirtschaftlicher Lage verkaufen zu können, wäre auch jetzt schon gering und wird vermutlich in den nächsten Jahren nahezu null werden. 

Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns mit ihnen. Das heißt, es ist offensichtlich wirklich der Zeitpunkt gekommen, an dem das von mir so geliebte Einzelarztmodell einfach daran scheitert, dass es nicht mehr genug potenzielle Einzelärztinnen und Einzelärzte gibt, die eine Praxis, so wie ich in Winterzeiten auch mal mit 55 Wochenstunden, führen möchten. Man kann das bedauern, es gibt sicher Gründe dafür. Man kann es gut finden, auch dafür gibt es Gründe. Es ist für mich persönlich sicherlich nicht gut gewesen im Winter 55 Stunden in der Woche zu arbeiten und warum sollten sich künftige Kolleginnen und Kollegen das sehenden Auges antun.
Aber es ist müßig darüber zu diskutieren denn die Fakten sind so wie sie sind.
Und deswegen gehe ich zusammen mit den Kollegen Dr. Grabisch, der sogar noch länger niedergelassen war als ich, Dr. Konzen, der nun auch schon über 10 Jahre praktiziert und Frau Doktor Wengert, die als angestellte Hausärztin arbeitete, den mutigen Schritt unsere funktionierenden Strukturen aufzugeben und zugunsten einer hoffentlich zukunftsfähigen Struktur in der Ortsmittel von Großkarben eine Gemeinschaftspraxis für sie alle zu eröffnen.
Wir werden uns unsere Arbeit aufteilen und verteilen und damit auch die neue Situation schaffen, dass die Praxis nicht mehr geschlossen sein wird wegen Urlaub, denn irgendjemand von uns wird immer dort sein.
Wir werden die Arbeit zunächst einmal zu viert aufnehmen, wobei sich definitiv genug Patientinnen und Patienten für die Kollegin Dr Wengert finden werden. Mittelfristig werden wir die Arbeit hoffentlich auf noch mehr Menschen verteilen können, es bieten sich bereits dafür interessante Aussichten und Möglichkeiten.
Meine Vision des nun neu gegründeten Hausarztzentrums in 10 Jahren wäre, dass dort sechs bis acht Ärztinnen und Ärzte, von denen die meisten, wenn nicht sogar alle, in Teilzeit arbeiten werden und sich die Arbeit teilen die aktuell von und Gründern aufgenommen werden wird.
Die Räume, in denen wir arbeiten, ergeben durchaus perspektivisch Möglichkeiten zu weiterer Vergrößerung.
Ich sehe mich in 10 Jahren, so Gott will, dort vielleicht mit 8 bis 10 Stunden in der Woche arbeiten was ich dann vielleicht auch noch weitere 5 bis 10 Jahre gerne tun kann.
In unmittelbarer Zukunft wird sich für sie, liebe Patienten und Patienten, erst einmal gar nicht so viel ändern, außer dass sie zu einem anderen Ort gehen oder fahren müssen, wenn sie mich treffen wollen und dass sie sich natürlich dort auch für eine Behandlung bei mir entscheiden können, das aber nicht mehr müssen und auch immer jemanden antreffen, wenn ich beispielsweise "schon wieder mal" im Urlaub bin( zwei Wochen im Oktober ...).

Eine Gemeinschaftspraxis zu gründen, ist ein bisschen so wie eine Ehe. Es werden gute Tage und schlechte Tage kommen und wir Ärztinnen und Ärzte werden uns vertragen, streiten und dann hoffentlich wieder vertragen. Wie Sie ja wissen, bin ich schon eine ganze Zeit lang verheiratet (es sind 35 Jahre). Das war auch nicht immer alles eitel Sonnenschein und es gab auch mal schwierige Zeiten, aber letztendlich sind wir immer noch gerne zusammen.
Eine Ehe ist genauso wie eine Gemeinschaftspraxis kein Selbstläufer, sondern Beziehungsarbeit. Ich glaube,  dass ich in dieser Zeit viel gelernt habe und ich glaube, dass wir alle die ausreichende Fähigkeit zum Streiten und wieder Vertragen und den Wunsch zum Erfolg mitbringen, um unser Projekt zu einem bleibenden Erfolg für uns, Sie und letztendlich ganz Karben  machen zu können.
Und deswegen richtet sich dieser lange Dankesbrief an Sie, liebe Patientinnen und Patienten ebenso wie an mein langjähriges Team, das ich hier einmal namentlich erwähnen möchte. Das waren von Anfang an Frau Ramona Reitz, eine Zeit lang Frau Ries-Willers, viele Jahre lang auch Frau Roselinde Vestweber und seit vielen Jahren auch Frau Mandy Neuendorf. Und natürlich auch Frau Nadine Rogalla, die bei uns ihre Ausbildung gemacht hat und seit einem Jahr wieder bei uns ist.
Dazu kommen Menschen, die uns in der Praxis nur kürzere Zeit begleitet haben, ich möchte an einige Auszubildende erinnern und auch an Frau Kovac, die etwa ein dreiviertel Jahr lang bei uns war.
Außerdem an Frau Kreibisch, die dieses Jahr verstorben ist und die uns viele Jahre lang die Arbeitsräume sauber hielt, so wie nach kürzeren Zwischenspiel von Frau Urbanova und Frau Friedrich jetzt seit einigen Jahren schon Frau Oborny.  Ich möchte mich bei diesen und all den Menschen, die ich jetzt hier vergessen habe, ganz besonders für die vielen Jahre guter Mitarbeit bedanken. Ich habe gerne mit Euch zusammengearbeitet! Dankeschön!
Sie werden das aktuelle Team der Mitarbeiterinnen (Neuendorf, Reitz und Rogalla) auch in der neuen Praxis antreffen.

Besonders aber bedanken möchte ich mich zum Schluss bei meiner Frau Petra, ohne deren Hilfe und Unterstützung ich niemals in der Lage gewesen wäre, so viele Jahre ihr Hausarzt gewesen zu sein.

Danke

Ihr Jürgen Fehr


PS bezüglich aller organisatorischen Dinge verweise ich auf diese Seite hier .